Dokumentation Lehrprojekt
1. Ideenfindung
Im Rahmen des Lehrprojekts wurde eine Graphic Short Story entwickelt. Dieses Vorhaben dient dazu, das Potenzial des weniger bekannten Genre der Graphic Novel zu erforschen und hervorzuheben. Der Schwerpunkt dieses Projektes liegt in der Vertiefung der Bereiche Storytelling, digitales Zeichnen und World-Building.
Die Geschichte, welche als Graphic Short Story dargestellt wird, wurde von der Sage der
St. Ida von Toggenburg inspiriert. Diese Sage stammt aus meinem Heimatdorf Gähwil. Diese Geschichte fasziniert mich bereits seit klein auf. Die christliche Religion und die Natur, welche die Burg umgibt, prägt die ursprüngliche Sage sehr stark. Mein Ziel war es, die Geschichte in einem modernen Licht zu erzählen und den Fokus auf die Natur zu setzen. Von Anfang an war mein Ziel nicht die Originalgeschichte von Ida zu erzählen, sondern eine persönliche Interpretation. Wichtig war mir, die wesentlichen Elemente beizubehalten, abgesehen vom religiösen Aspekt. Die Graphic Short Story wurde erstellt um Jung und Alt, sowie gläubige und nicht gläubige Menschen, anzusprechen. Dabei sollte nicht nur die Geschichte selbst interessieren, sondern auch der künstlerische Aspekt begeistern.
Ich entschied mich, die neu interpretierte Geschichte nach dem drei Akt Prinzip zu erzählen. Im ersten Akt befinden wir uns in der Burg von Toggenburg, wo zu dessen Ende der erste Wendepunkt der Geschichte passiert. Der zweite Akt spielt sich im Wald ab, wo Ida sich mit ihrem Schicksal auseinandersetzen muss. Im letzten Akt sind wir immer noch im Wald, kurz vor Ende spitzt sich die Geschichte zu einem Höhepunkt zu.
Das Ende ist bewusst offengelassen.
2. Konzeption
Zu Beginn investierte ich viel Zeit in die Konzeption. Ich recherchierte, was es für verschiedene Arten von Comics und Graphic Novel gibt, besonders im Webcomicbereich. Während der Arbeit an meiner Bachelorthesis interviewte ich den Graphic-Novel Autor Daniel Lieske. Sein bekanntes Projekt, die Wormworld-Saga, ist ein Webcomic, welcher mit einem Infinite Canvas dargestellt wird. Bei einem Infinite Canvas kann, ähnlich wie bei einem Webtoon, sehr lange herunter gescrollt werden. Bei Lieske befindet sich zum Beispiel jedes Kapitel auf einer neuen Seite und die gesamten Inhalte eines Kapitels können, ohne um zu blättern, nur mit scrollen gelesen werden. Die Wormworld-Saga hat mich dazu inspiriert in meinem Lehrprojekt ebenfalls eine Art von Infinite Canvas anzuwenden.
Während meiner Konzeption habe ich viel Inspiration bei Pinterest gefunden und jeweils für bestimmte Charaktere oder Orte eigenen Pinnwände erstellt. Um meinen Arbeitsprozess besser darzulegen folgen einige Fotos und Bilder aus meiner Konzeptionsphase.
3. Umsetzung
Für die Umsetzung habe ich zuerst die wichtigsten Punkte der drei Akte stichwortartig für eine Storyoutline notiert.
1. Akt
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Umgebung der Burg, Toggenburg
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Hochzeit Ida und der Graf
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Ida zieht ihren Ehering ab um sich zu waschen
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Ein Rabe stiehlt ihren Ring
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Der Rabe fliegt in den Wald
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Ein Jäger erschiesst den Raben, als er den Ring erblickt
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Der Jäger steckt sich den Ring an den Finger
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Der Jäger trifft auf den Grafen
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Der Graf meint Ida habe ihn mit dem Jäger betrogen
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Der Graf lässt den Jäger mit dem Pferd zu Tode schleifen
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Der Graf stürmt zurück in die Burg
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Der Graf wirft Ida über die Klippen hinter der Burg
2. Akt
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Ida erwacht im Wald
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Nach ihrem Sturz ist sie verletzt
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Sie findet einen Bach und legt sich hinein um sich zu verarzten
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Auf einmal umgibt sie leuchtendes Wasser
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Sie schaut den Strom hinauf und erblickt einen magischen Hirschen
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Sie folgt dem Hirschen durch den Wald zu einer Höhle
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Ida legt sich schlafen, als sie erwacht ist der Hirsch weg
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(Walkcycle) Ida geht durch den Wald, die Jahreszeiten ändern sich und Ida wird immer selbstständiger, am Ende des Walkcycles kehrt sie zu der Höhle zurück, welches nun ihr Zuhause ist
3. Akt
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Ida hört ein Jagdhorn
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Sofort kommt ihr der Hirsch in den Sinn
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Sie rennt durch den Wald in Richtung Jagdhorn
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Von weitem erkennt sie, dass der Graf den Hirschen erschiessen will
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Der Graf zielt auf den magischen Hirschen
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Auf einmal steht Ida vor dem Hirschen, hinter ihr erleuchtet das Geweih
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Der Graf ist in Schock, seine tote Frau welche er ermorderte, ist als Geist zurückgekehrt
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Er fällt auf die Knie und lässt seine Waffe fallen
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Ida erscheint als eins mit dem Hirschen
Für Ida und den Hirschen habe ich zudem wichtige charakteristische Punkte aufgelistet:
Ida
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Charakter: friedvoll, gütig, hilfsbereit, Drang nach Eigenständigkeit, enge Verbindung zur Natur
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Aussehen: Rote Haare, Augen grün
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Inneres Verlangen: Freiheit
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Äusseres Ziel: Überleben im Wald
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Angst: Wieder gefangen zu sein
Symbolik Hirsch
Frieden, Transformation, Spiritualität, Göttlichkeit, Natur, Wildheit
Diese Storyoutline war meine Grundlage für meine ersten Grobskizzen. In einem nächsten Schritt habe ich diese Panels ein bisschen vertieft um Licht, Kamerafokus und Umgebung einzuarbeiten.
Nachdem diese groben Skizzen erstellt wurden, ging es ans digitale Zeichnen. Dafür benutzte ich die Software Photoshop und als Hardware ein Wacom Tablet. In Photoshop selber definierte ich meine Tools auf eine bestimmte Farbpalette und eine Pinsel-Sammlung. Diese benannte ich nach deren Nutzung für ein einfaches und übersichtliches Arbeiten.



Für meine ersten Skizzen in Photoshop benutzte ich die analogen Skizzen als Vorlage, sowie holte ich von meinen Pinterest-Ordnern Inspiration oder Referenzbeispiele.
Danach folgte ein Lineart und zum Schluss das Colorieren. Je nach Bild folgte noch das Zeichnen der Umgebung. Die Landschaft und Umgebung zeichnete ich mit dem gleichen Vorgehen. Mein genauer Zeichenprozess wird im unten eingefügten Video im Schnelldurchlauf aufgezeigt.
Anbei noch die drei Schritte des Arbeitsprozesses im Bildformat: Referenzgrösse, Sketch und finales Bild.
Um meine Panels übersichtlich zu sortieren und zu platzieren, erstellte ich zuerst für jeden Akt eine Übersicht und anschliessend auf Canva eine jeweilige Mock-Website.



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Diese Mock-Websiten haben mir sehr geholfen den Überblick während des ganzen Projektes zu bewahren und das Gesamtbild nicht zu verlieren. Bei jedem Akt habe ich bewusst die Panels in der Form anders gestaltet. Dies widerspiegelt die Bindung von Ida zur Natur und ihre persönliche Entwicklung. Im ersten Akt sind die Bilder sehr eckig und nicht freigestellt, da sich Ida in der Burg befindet und somoit noch keine tiefe Bindung zur Natur besitzt. Zudem ist sie durch ihre neue Heirat «eingesperrt». Auffallend ist im ersten Akt die Darstellung des Jägers. Weil er bereits einen engen Kontakt zur Natur hat wird er oft bereits in freigestellten Bildern dargestellt.
Im zweiten Akt spielen die Bäume und der Fluss eine zentrale Rolle. Der Fluss «trägt» Ida zu ihrem Schicksal: Das Treffen mit dem magischen Hirsch. Diese Reise und der damit verbundene neue Lebensabschnitt, widerspiegelt der Fluss. Während im ersten Akt die Akzentfarbe Blau durch den Ring eingesetzt wird, ist die Akzentfarbe im Akt zwei Gold, welche beim glühenden Geweih des Hirsches eingesetzt wird.
Im dritten Akt fühlt sich Ida Zuhause im Wald. Sie möchte die Waldbewohner beschützen. Als der Graf den Hirsch jagt, rennt Ida dazwischen. Dies symbolisiert ihre neue Rolle als Beschützer des Waldes und ihre Selbstständigkeit.
Der Schluss der Geschichte ist bewusst offen gelassen. Man weiss nicht, ob mit dem Satz: "Und Ida wurde eins mit dem Hirschen" wörtlich gemeint ist oder nicht.
- ist Ida nun selbst der Hirsch?
- nimmt Ida die Rolle als Beschützerin ein und der Hirsch kann ruhen?
- war der Hirsch jemals echt oder hatte sich Ida selbst gerettet?
Auch das Ende des Grafen ist offen gelassen:
- ist er gestorben?
- hat er keine Lebenskraft mehr?
- wird er weiterhin Graf sein?
Meine Entscheidung diese Punkte offen zu lassen liegt darin, dass ich die Leserschaft animieren will das Ende selbst so zu gestalten wie sie sich das wünschen, denn Geschichten sind anders für jede Person.
Einbindung Animation und Text
Ganz zum Schluss wurde mit den Animationen von Wix experimentiert und passend eingesetzt. Ich wollte die Bewegungen bewusst einsetzen um die Geschichte lebhafter zu gestalten und ein spezielles Leseerlebnis anzubieten. Am Ende wurde Text eingefügt, um die Geschichte abzurunden und diese klar zu kommunizieren.
4. Präsentation
Für das Präsentieren meines Lehprojektes entschied ich mich, eine Wix-Website zu erstellen. Wix ist sehr benutzerfreundlich und hat viele Vorteile für mein Projekt. Darunter zum Beispiel, dass die Bilder individuell und sehr einfach eingefügt werden können und das kleine Animationsmöglichkeiten wie Bouncing, Zooming etc. bereits als Tool vorhanden sind. Zudem konnte ich so auch meine Dokumentation inklusive Bilder und Video einfach einfügen und ein einheitliches Projekt erstellen. Diese Website ist für mich ideal, um mein Projekt zu präsentieren.